Kaum war das Corona-Jahr 2021 zu einem – den Umständen entsprechend – guten Abschluss gekommen, ergaben sich zum Jahresbeginn 2022 gesamtwirtschaftlich und weltpolitisch große, neue Herausforderungen. Diese sind sowohl hier bei uns, wie auch in Indien deutlich spürbar. Dennoch konnten unsere Partnerorganisationen in Indien mit Hilfe Ihrer Spende erstaunlich Positives erreichen. Neben diesen positiven Entwicklungen thematisiert der beiliegende Rundbrief das Environmental Care Programm, welches vor kurzem gestartet wurde und porträtiert die Geschichte von der jungen Lehrerin Kalpana. Sie hat sich entschieden nach ihrem Studium an unsere Schule zurück zu kehren, um dort zu unterrichten. Schlussendlich möchten wir Ihnen ganz herzlich für Ihre treue und wertvolle Unterstützung danken und wünschen eine friedliche und erholsame Weihnachtszeit.
Die Corona-Fallzahlen befinden sich in Indien auf einem stabilen, tiefen Niveau und die Pandemie ist vorerst in den Hintergrund gerückt. Trotz der schwierigen finanziellen Lage während der Corona-Pandamie aufgrund von wegfallenden Spendeneinnahmen musste niemand entlassen werden. Das Projekt „Hybrid Learning“, über das wir bereits im Sommer berichtet haben, ist gut gestartet. Das Angebot an Lernmaterial wurde durch eine bunte Mischung aus Online-Inhalten erweitert und die 12. Klassen sind mit Tablet-Computern ausgestattet worden. Das Digitalisierungsprojekt der Schule ist so erfolgreich, dass es von anderen Schulen vor Ort als Vorbild übernommen wurde. Wir freuen uns auch berichten zu können, dass Shanthimalai erfolgreich den bereits angekündigten Arbeitsbereich „We Are One: Environmental Care“ aufgebaut hat. Unter der Leitung von Dr. M. Rajasekar, einem Umweltingenieur, wird die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und Wirtschaftsverbänden intensiviert. Die Situation in den Bereichen Abfall, Energie und Wasser in der Gemeinde soll deutlich verbessert werden.
Dr. Durai Ganesh, Projekt-Manager unserer Schulentwicklung, ist mit der Verbesserung der Lehrqualität und Lern-mittelausstattung (Smart Classroom, Online Lerninhalte, Laptops, WLAN, etc.) durchaus zufrieden. Mit großen An-strengungen konnten vor allem techni-sche Probleme gelöst werden. Solche gemeinsame Projektarbeit fördert die Kooperation unter den Lehrern unge-mein. Schülerinnen und Schüler werden künftig mehr angeleitet, selbstständiger und kreativer zusammen zu arbeiten. Im Vordergrund steht aber immer die Förde-rung der durch Armut lernschwächeren Schülerinnen und Schüler. Deshalb soll die psychosoziale Situation der Kinder und Jugendlichen stets im Blick behalten werden. So erfahren sie Unterstützung bei belastenden familiären Problemen, die das Lernen schwer machen. Dafür wurden zwei Stellen für Sozialarbeit an der Schule geschaffen.
Kalpana (Bild ganz oben) aus dem abgelegenen Dorf Meyyur, wurde zusammen mit ihren beiden Schwestern von ihren Eltern unter großen Schwierigkeiten in Armut aufgezogen. Sie wurde als siebenjähriges Kind in unser Patenschaftsprogramm aufgenommen und bis und mit ihrem Masterstudium in Mathematik unterstützt. Sie ist unerschütterlich und träumte schon als Kind davon, Mathematiklehrerin zu werden. Als ihre Freundinnen nach dem Studium sich anderswo einen Job suchten oder heirateten, beschloss Kalpana, Lehrerin an der SRM-Schule zu werden. Seit Juni 2022 unterrichtet sie an der SRM-Schule und ist bereits eine Inspiration für viele ihrer Schülerinnen und Schüler. „Viele Dorfmädchen brauchen frühzeitig Beratung“, sagt sie. Ihr außergewöhnlicher Lebensweg ermöglicht es ihr, die wichtige Aufgabe als Leiterin des Beratungsteams an den Shanthimalai-Schulen einzu-nehmen. Sie hilft vielen Kindern, sich frühzeitig für ihre beruflichen Ziele zu interessieren und sich über ihre Möglichkeiten zu orientieren. Ihre Überzeugung ist, dass sie so das Leben vieler Mädchen in den Dörfern ver-ändern kann. Ihre Geschichte zeigt auf, dass die Förderung von Frauen, diesen ein unabhängiges und selbst-bestimmtes Leben ermöglicht.
Neben der Digitalisierung und der Verbesserung der Unterrichtsqualität beinhaltet Schulentwicklung für unsere Mitarbeitenden und Verantwortlichen in Indien weitere wichtige Aspekte, die alle Menschen betreffen, welche an der Schule lernen, lehren und arbeiten. Ein Team von sechs Lehrpersonen hat sich gefunden, um sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Lebensqualität, Kommunikationskompetenz und Englischkenntnissen im Kontext Schule zu beschäftigen. Sie treffen sich regelmässig, um an dieser umfassenden Agenda zu arbeiten. Ein besonders wichtiges Ziel besteht darin, lernschwache Schülerinnen und Schüler zu fördern, indem Schule nicht nur als Leistungszentrum, sondern als Lebens- und Entwicklungsraum betrachtet wird. Eine solche Perspektive ist in Indien eine Besonderheit, da sie im Gegensatz zur gängigen Praxis der „Bestenauslese“ steht. Für diese grosse Aufgabe wurden zwei Stellen für Schulsozialarbeit geschaffen. Dies soll helfen, die psychosoziale Situation der Kinder und Jugendlichen im Blick zu behalten und die jungen Menschen in belastenden Situationen zu unterstützen.
Der Einfluss des Klimawandels und der Umweltverschmutzung auf die Menschen und umgekehrt ist auch in Indien ein zentrales Thema. Deshalb haben unsere Partner dort im Jahr 2022, zusätzlich zu den bestehenden Programmen, das Projekt „Environmental Care“ begonnen und dafür eine namhafte Summe bereitgestellt. Zum ersten Mal werden im Rahmen einer Initiative, die mit lokalen Behörden und Entscheidungsträgern der Wirtschaft abgestimmt ist, Umweltthemen sichtbar weiterentwickelt: saubere Straßen, sauberes Wasser, bessere Luft, intensivere Nutzung von Solarenergie sind Ziele, für welche wir uns in Zukunft einsetzen möchten. Die ersten konkreten Massnahmen umfassen Schulungen und eine breit angelegte Informationskampagne, die das Bewusstsein für die Problematik in Bezug auf den Umgang mit Müll erweitern soll. Hierbei geht es nicht nur darum negative Folgen im Umgang mit Abfällen aufzuzeigen, sondern auch, über konkrete Alternativen wie Mülltrennung und Recycling zu informieren.
Ein weiteres Standbein der Initiative ist die Verbesserung der Wasserspeicherung. Zu diesem Zweck wurde ein neuer offener Brunnen zur Speicherung von Regenwasser angelegt. Es ist geplant in diesem Gewässer Fische zu züchten und das Wasser zur Bewässerung zu verwenden. Ein drittes Projekt ist die Aufforstung eines kahlen Gebiets. Mit Hilfe solcher Bemühungen können grosse brachliegende Flächen, die besonders von Trockenheit bedroht sind, in grüne Wälder verwandelt werden. Dies stellt nicht nur eine Massnahme zur Bekämpfung des Klimawandels dar, sondern hilft auch der grossen Herausforderung der Wasserknappheit zu begegnen.
Eine letzte Initiative stellt sich der Herausforderung der Energieeinsparung. Solarzellen sollen die Energie für Elektrofahrzeuge liefern, sodass die Transporte unserer Partnerorganisation kostengünstig und klimaneutral werden. All dies ist nur durch Ihre großzügige Unterstützung möglich und daher wollen wir Ihnen, auch im Namen der Menschen in Indien, für die Ihre Hilfe einen entscheidenden Unterschied macht – von Herzen für Ihre Unterstützung und Treue danken.